In den vergangenen Jahren hat sich der Begriff des funktionellen Trainings in der Welt des Sports fest etabliert und ist mittlerweile ein elementarer Bestandteil des Trainings. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass funktionelles Training, im Gegensatz zum traditionellen Training an Maschinen, für Menschen aller Altersklassen und für jedes Trainingsniveau einen Mehrwert bietet. Egal ob jung oder alt, trainiert oder untrainiert: Funktionelles Training hat einen signifikanten Einfluss auf die körperliche Entwicklung, hilft dabei über sich selbst hinaus zu wachsen, sich rundum fit zu fühlen und seine Alltagsaufgaben leichter erledigen zu können. Dabei setzen auch immer mehr Fitnessstudios auf Funktionsflächen. Dieser Wandel hat einen triftigen Grund: Funktionelles Training ist gut für den Bewegungsapparat, fördert Beweglichkeit und Koordination, beugt Dysbalancen vor und hat noch so viel mehr positive Effekte.
Funktionelles Training bietet eine Vielzahl an Vorteilen, die über das Training einzelner Muskeln hinausgehen. Die wichtigsten Vorteile sind:
Maschinentraining hat den Nachteil, dass die Bewegungen oft starr geführt und abseits der Geräte wenig alltagsrelevant sind. Isolierte Bewegungen können Dysbalancen fördern, da sie oft einseitig sind und kaum natürliche Bewegungen fördern. Stützmuskulatur und Stabilität bleiben weitgehend untrainiert, da die Maschinen diese Aufgaben übernehmen. Dennoch bieten Maschinen einige spezifische Vorteile, auch wenn diese meist weniger alltagsrelevant sind:
Gezielte Muskelansprache: Maschinen können nützlich sein, um einzelne Muskelgruppen gezielt zu kräftigen, was speziellere Trainingsziele unterstützen kann.
Sichere und kontrollierte Bewegungen: Maschinen bieten eine geführte Bewegung, die für Personen mit bestimmten körperlichen Einschränkungen oder in der Rehabilitation hilfreich sein kann, da sie die Stabilität unterstützen.
Zusätzliche Option für Trainingsvariationen: Sie bieten auch erfahrenen Trainierenden die Möglichkeit, ihr Workout zu ergänzen, wenn gezielte Muskelisolierung erwünscht ist.
Der Begriff "Funktion" steht in enger Verbindung mit Zweck und Absicht. In Bezug auf die Sportwissenschaft bedeutet funktionelles Training, dass es ein zielgerichtetes Training ist, das nah an den benötigten Anforderungen des Trainierenden liegt, Übungen mit einer gewissen Sinnhaftigkeit enthält und als aufgabenbasierte Fitness betrachtet werden kann. Um es einfach zu formulieren: Funktionelles Training soll Dir dabei helfen Deine Fitness zu steigern. Nun gut, das soll ja eigentlich jedes Training, oder?
Während Maschinentraining isolierte Muskeln anspricht, geht funktionelles Training auf komplexe Bewegungsmuster ein, die den ganzen Körper beanspruchen. Ein wichtiger Aspekt, wieso gerade Funktionelles Training gut ist, liegt in seinem Ursprung in der Funktionsgymnastik. Schon in den 1970er und 1980er Jahren wurde Funktionsgymnastik als wesentlicher Bestandteil des Sports angesehen. Im Fokus standen schon damals Bewegungen, die zu funktionellen und morphologischen Veränderungen des Organismus führen. Sport- und Trainingswissenschaftler stellten schnell fest, dass besonders die Funktionsgymnastik günstige Reize auf Organe, Gelenke und Muskeln ausübt, dabei hilft Bewegungen zu koordinieren und gute psychomotorische Grundlagen für Bewegungsausführungen auszubilden.
Egal welche Fähigkeiten, Fertigkeiten, Ziele oder spezielle Anforderungen ein/e Trainierende/r mit ins Training bringt, eins steht wohl fest: in festen Maschinen sitzen wir im Alltag nie, wir bewegen uns stets in einer offenen Bewegungsstruktur und komplexen Bewegungen. Isolierte Übungen, wie sie in Maschinen trainiert werden, finden wir im Alltag nicht wieder.
Wie bereits erwähnt besteht das Ziel des funktionellen Trainings darin, Beweglichkeit und Koordination zu fördern, Dysbalancen vorzubeugen und den Bewegungsapparat zu stärken. Es geht darum, den Körper ganzheitlich zu trainieren und nicht nur bestimmte Muskelgruppen isoliert zu bearbeiten. Der Körper und Muskeltonus soll in seiner Gesamtheit und weniger in vielen kleinen anatomischen Abschnitten betrachtet werden. Den oft fehlenden Alltagsreize wie Treppensteigen, längere Spaziergänge oder die monotone Arbeit am Schreibtisch in falscher Haltung soll durch die Integration von komplexen, alltagsrelevanten Bewegungen entgegengewirkt werden. Im funktionellen Training geht es neben den sportspezifischen Anforderungen von Athlet:innen vor allem um die Reproduktion von alltagsrelevanten Bewegungen. Muskelfasern und Kollagene Bindegewebestrukturen sollen ebenso wie die fraktale Struktur der Faszien und die Sensomotorik entsprechend dieser Anforderungen gestärkt werden. Dabei ist wichtig, dass sich funktionelles Training, im Gegensatz zum Training an Maschinen, in mehrdimensionalen Ebenen bewegt und stets mehrere Muskelgruppen in einer einzelnen Übung herausfordert.
Zusammenfassend ist das funktionelle Training eine Methode, die sich auf die Verbesserung der körperlichen Gesundheit und Fitness konzentriert, indem es komplexe, alltagsrelevante Bewegungen integriert. Es ermöglicht eine individuelle Anpassung an die Ziele
Selbst die am simpelsten erscheinende Alltagsbewegung ist vielfältig, multidimensional, findet gleichzeitig auf mehreren Ebenen statt und stellt eine komplexe Anforderung an Körper und Geist. Darum ist es einfach wichtig, wie in unserem funktionellen Konzept, Trainingsreize auf allen Ebenen zu setzen, Alltagsfunktionen zu trainieren und dadurch Rückenschmerzen und eventuellen Krankheitsbildern entgegenzuwirken. Aufgrund dessen ist ein Training, das sich an diesen komplexen Beanspruchungen orientiert, notwendig. Trainingskonzepte, die auf isoliertes Muskeltraining an Maschinen ausgelegt sind, sind veraltet und nicht an die modernen Erkenntnisse und Anforderungen an den modernen Menschen angepasst.
Doch leider glauben noch immer viele Trainer:innen und Sportler:innen, dass es beim Training auf die Kraft ankommt. Sie vernachlässigen leider, dass unsere Anatomie in allen Ebenen für mehrere Bewegungsebenen ausgerichtet ist.
Kleiner Fakt am Rande: Laut Erhardt (2012, S 5 - 25) haben die wenigsten Menschen ein Kraftproblem. Was uns beschäftigt ist vielmehr ein Funktionsproblem.
Erhardt, D. (2012). Praxishandbuch funktionelles Training. Stuttgart, New York: Thieme Verlag.
Im allgemeinen bildet Beweglichkeit eine grundlegende Funktion, dass wir uns überhaupt vernünftig bewegen können. Sie trägt einen großen Teil zur mühelosen Erledigung von Alltagstätigkeiten, die an sich ein Minimum an Beweglichkeit erfordern, bei. Vielleicht kennst Du es selbst, wenn sich die Schulter versteift anfühlt und selbst das Anziehen von Oberteilen schmerzhaft ist, oder durch Rückenschmerzen die alltägliche Hausarbeit eine Qual wird. Beweglichkeit wirkt sich positiv auf die allgemeinen Lebensbedingungen aus und kann die Gefahr von Verletzungen verringern. Allerdings ist die allgemeine Anforderung an die Beweglichkeit im modernen Alltag und Berufsleben verloren gegangen. Wir sitzen zu viel, gehen zu wenig, haben oft eine schlechte Haltung. All das wirkt sich negativ auf den Bewegungsapparat aus. Als Konsequenz finden wir oftmals verkürzte Hüftbeuger, eine schlechtere Beweglichkeit, Schulter- und, oder Rückenschmerzen. Trainiert man gegen diese Entwicklung nicht an, so passt sich der menschliche Körper in einem biomechanischen, degenerativen Prozess an dieses Nichtnutzen an. Degeneration von Muskulatur-, Binde- und Stützgewebe im Bereich der Gelenke, Gelenkkapseln und Gelenkflächen sind die Folge.
Aus dem Grund heißt es: bewegen, bewegen, bewegen. Mit unserem funktionellen Konzept fördern wir genau diese Bewegung auf eine natürliche Art und Weise. Die funktionelle Beweglichkeitsschulung ist auch wissenschaftlich betrachtet ein nicht austauschbares Element in jedem Trainingsprozess. Es ist ein wichtiger Kernbereich des Gesundheits,- Prävention- und Fitnesstrainings.
Zwar ist Beweglichkeit somit eine grundsätzliche Voraussetzung für die menschliche Motorik und die Bewegungsqualität im Alltag, allerdings wird sie im Training an Maschinen komplett außer Acht gelassen. Dahingehend wird in funktionellen Konzepten der Fokus auf Beweglichkeit gesetzt. Denn das isolierte Trainieren von einem einzelnen Muskel, und die reine Zunahme von Muskelmasse setzt Gelenken und somit der Beweglichkeit Grenzen.
Das funktionelle Trainieren von Beweglichkeit ist die effizienteste Möglichkeit um beispielsweise einem Sturz im Alltag oder Umknicken entgegenzuwirken.
Gary Gray, ein bekannter Physiotherapeut, hat bereits 1990 eine neue Art und Weise der Betrachtung von Bewegung und Muskelfunktion eingeführt. In seiner Vorstellung der funktionellen Anatomie betrachtet er weniger einen einzelnen Muskel, sondern vielmehr die Verbundenheit von Muskeln und Gelenken in komplexen Bewegungsketten. Das menschliche Gehirn arbeitet in Bewegungen und nicht in der Ansteuerung einzelner Muskeln. Daher sollte auch im Training in Körpersystemen gedacht und die Mobilität und Bewegung als Kernfaktor betrachtet werden.
Im heutigen Alltag gibt es immer mehr fehlende sensorische Reize, die zur Abnahme des Trainingszustands des Bindegewebes, der unwillkürlichen neuromuskulären Reaktionen und der stabilisierenden Muskulatur führen. Es geht vor allem darum, die Beweglichkeit der komplexen Muskelketten als Gesamtheit und weniger einen einzelnen Muskel in seiner Masse zu trainieren. Das Training der Muskelketten ist ein wichtiger Faktor der Gesundheit und sollte nicht vom Training der Beweglichkeit getrennt werden. Eine besondere Bedeutung haben Muskelketten im Zusammenhang mit der gleichmäßigen, muskulären Entwicklung von Agonisten und Antagonisten. Einseitiges Muskeltraining führt zur Verkürzung einer Muskelgruppe und einer verminderten Dehnfähigkeit.
Um die Komplexität der Zusammenwirkung von Synergisten in komplexen Muskelketten zu verdeutlichen, wird häufig von muskulären Dysbalancen oder bestehenden Dysfunktionalitäten gesprochen. Diese können durch das Training von gesamten Funktionskreisen entgegengewirkt werden. Dabei nimmt die intermuskuläre Koordination, als das Zusammenwirken verschiedener Muskeln bei einem Bewegungsablauf, einen großen Einfluss auf die Beweglichkeit.
John Myers hinterfragt kritisch die weit verbreitete Betrachtung und Definition des Muskels als einzelne Einheit und geht einen großen Schritt zu neuen Grundlagenkonzepten. Er löst sich vom verbreiteten Muskelkonzept und erweitert die Sichtweise auf ein ganzheitliches Konzept, welches abseits vom isolierten Muskel denkt. Im Mittelpunkt steht das Training der kompletten Muskelstränge mit den dazugehörigen Faszien und anatomischen Zuglinien.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Körper nicht in einzelnen Muskeln denkt, sondern in neuromotorischen Einheiten, die eine bis mehrere hundert Muskelfasern umfassen und auf eine koordinierte Weise rekrutiert werden, unabhängig von dem Muskel, zu dem sie vordergründig gehören. Unsere Generation steckt bis heute im „Muskelkonzept“ fest – selbst nach 20 Jahren stetigen Bemühens, diese Denkart auszumerzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Training von Beweglichkeit und Muskelketten als Gesamtheit betrachtet werden sollte. Eine einseitige muskuläre Entwicklung kann zu Dysbalancen und Dysfunktionalitäten führen, die letztlich die Beweglichkeit und Stabilität im Alltag einschränken. Funktionelles Training zielt darauf ab, den gesamten Körper in seiner natürlichen Funktion zu unterstützen, statt einzelne Muskeln isoliert zu betrachten.
Indem Muskelketten trainiert werden, wird die Kraft gleichmäßig verteilt und Dysbalancen wird vorgebeugt, sodass der Körper harmonischer und stabiler arbeitet. Das Training des Zusammenspiels von Muskeln und Gelenken in funktionellen Bewegungsketten sorgt dafür, dass der Körper in seiner natürlichen Komplexität trainiert wird. Gerade im Alltag bedeutet dies eine größere Unabhängigkeit, ein geringeres Verletzungsrisiko und eine verbesserte Lebensqualität.
Letztendlich bietet funktionelles Training eine ideale Kombination aus Beweglichkeit, Kraft und Stabilität. Es fördert eine funktionale und alltagsgerechte Fitness, die weit über das rein muskuläre Training hinausgeht. Während Maschinen oft den Fokus nur auf den Muskel legen, achtet funktionelles Training auf den gesamten Bewegungsapparat und schafft somit eine Grundlage, auf der wir alltägliche Aufgaben müheloser und sicherer bewältigen können. Dies ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen und effektiven Fitness, die auf die Bedürfnisse des modernen Lebens abgestimmt ist.